Mullah-Regime: Die Kinder der Revolution sind hungrig nach Leben und Lernen. Wie lange halten sie noch still? Seit Wochen lenken Hetze gegen Juden und Atom-Drohungen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Blick auf das offizielle Teheran. Aber was denken, fürchten und hoffen die Menschen auf der Straße? Einstweilen äußern sie sich nur hinter vorgehaltener Hand dazu. Aber die Botschaft ist deutlich herauszuhören: Dieses Regime muß weg! Ein Streifzug von Heinrich Bachmann durch ein Land, in dem 70 Prozent der Bürger noch nicht 30 Jahre alt sind . . .
Von Heinrich Bachmann
Nicht ein Haar ist zu sehen. Eingepackt in den schwarzen Tschador sitzt eine Hausfrau in Teheran auf dem Erdboden und zerlegt ein Schaf fürs Abendessen. Für sie eine günstige Gelegenheit, den neugierigen Touristen sogleich auf die Probe zu stellen: "Du bist bestimmt ein Bushie?!" Sie sagt es mit lachenden Augen, aber das Mißtrauen dahinter ist unverkennbar. Die fortwährenden Propagandasprüche und Drohgebärden des Regimes hinterlassen eben ihre Spuren.
Und doch werden sie von vielen Iranern als Inszenierung der Staatsführung durchschaut. Sie sind das Schauspiel leid, wollen sich damit nicht unnötig auseinandersetzen und freuen sich über neue Kontakte. Wißbegierig, offen und hilfsbereit, erscheinen viele sogleich sympathisch und durchaus reformgestimmt. Fragt man Menschen auf der Straße nach ihren dringendsten Wünschen, kommen immer wieder die gleichen Antworten: Freiheit, ein anderer Präsident, ein rundum besseres Leben.
Das Vertrauen in die Deutschen scheint gut entwickelt, und sichtliche Freude kommt auf, wenn man sich zu erkennen gibt. Da bleiben manchmal auch Überraschungen nicht aus: "Ah, gleiche Rasse! Prima. Herzlich willkommen!" Eine Straßenecke weiter bittet ein Mann den Fremden: "Wir möchten gerne ein Familienfoto machen, kommen sie bitte mit ins Bild!" Andere Passanten finden das offenkundig amüsant und mustern den deutschen Gast wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
Weil der Wissensdurst so groß ist, gehen viele erst mal in "Vorleistung" und erzählen aus dem eigenen Leben: über die erste Liebe und wie sie zerbrach; über das Gezerre zu Hause in der Familie; über Probleme am Arbeitsplatz. Alles verdichtet sich zu einem zufälligen, oft sehr privaten Sittengemälde. Der Fremde wird zum Kronzeugen - weil sonst vielleicht Zuhörer fehlen?
Der gute Draht zu den Deutschen hat Tradition, nicht zuletzt dank der Wirtschaftsbeziehungen, die sich von der Tagespolitik nicht so leicht beirren lassen. Obendrein existieren zahlreiche Ehen zwischen Iranern und Deutschen, und viele Jugendliche würden gern in Deutschland studieren.
Monireh (Name geändert) lebt als anmutige, schwarzäugige Jungfrau aus dem feineren Norden Teherans mit 26 Jahren immer noch bei ihren Eltern. Seit ihrem Architekturstudium läßt sie ein Traum nicht mehr los: "Ich möchte zu gern einmal in den Westen reisen und sehen, wie dort gebaut wird." Als ihr Vater das hört, schüttelt er heftig den Kopf. "Wir können unsere unverheiratete Tochter nicht auf Auslandstour schicken. Das würde unseren Ruf bei Verwandten und Nachbarn nachhaltig ruinieren. Das geht nicht", erklärt der Mann mit Nachdruck. "Mit einem Ehemann wäre es kein Problem!"
Monireh könnte darüber glatt verzweifeln. Sie hat nicht einmal einen festen Freund. Und ihre Jugend verfliegt. Auch in die Disco kann sie nicht. Es gibt nämlich keine. Und wie zur Bestätigung ihrer unguten Ahnungen bekam sie eines Tages mit, wie die Polizei ein Liebesnest junger Leute in einer Gartenlaube aushob.
Der iranische Alltag wird vom Tschador geprägt. Vielen aber gilt der schwarze Schleier als rotes Tuch. Als wahres Symbol der Gängelung, noch schlimmer als die Schuluniform in Kindertagen. Jährlich ziehen Tausende Frauen mit zum Revolutionsfest in Teheran. Natürlich mit Tschador. Wer traut sich schon, am Arbeitsplatz als Abweichler zu gelten? Und immerhin - so wird natürlich auch nur hinter vorgehaltener Hand erzählt - winkt jenen, die bei staatlich verordneten Demonstrationen mitmachen, eine Belohnung. Oft gibt es ein gutes Essen, mal springt gar ein neuer Mantel dabei raus.
Von Heinrich Bachmann
Nicht ein Haar ist zu sehen. Eingepackt in den schwarzen Tschador sitzt eine Hausfrau in Teheran auf dem Erdboden und zerlegt ein Schaf fürs Abendessen. Für sie eine günstige Gelegenheit, den neugierigen Touristen sogleich auf die Probe zu stellen: "Du bist bestimmt ein Bushie?!" Sie sagt es mit lachenden Augen, aber das Mißtrauen dahinter ist unverkennbar. Die fortwährenden Propagandasprüche und Drohgebärden des Regimes hinterlassen eben ihre Spuren.
Und doch werden sie von vielen Iranern als Inszenierung der Staatsführung durchschaut. Sie sind das Schauspiel leid, wollen sich damit nicht unnötig auseinandersetzen und freuen sich über neue Kontakte. Wißbegierig, offen und hilfsbereit, erscheinen viele sogleich sympathisch und durchaus reformgestimmt. Fragt man Menschen auf der Straße nach ihren dringendsten Wünschen, kommen immer wieder die gleichen Antworten: Freiheit, ein anderer Präsident, ein rundum besseres Leben.
Das Vertrauen in die Deutschen scheint gut entwickelt, und sichtliche Freude kommt auf, wenn man sich zu erkennen gibt. Da bleiben manchmal auch Überraschungen nicht aus: "Ah, gleiche Rasse! Prima. Herzlich willkommen!" Eine Straßenecke weiter bittet ein Mann den Fremden: "Wir möchten gerne ein Familienfoto machen, kommen sie bitte mit ins Bild!" Andere Passanten finden das offenkundig amüsant und mustern den deutschen Gast wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
Weil der Wissensdurst so groß ist, gehen viele erst mal in "Vorleistung" und erzählen aus dem eigenen Leben: über die erste Liebe und wie sie zerbrach; über das Gezerre zu Hause in der Familie; über Probleme am Arbeitsplatz. Alles verdichtet sich zu einem zufälligen, oft sehr privaten Sittengemälde. Der Fremde wird zum Kronzeugen - weil sonst vielleicht Zuhörer fehlen?
Der gute Draht zu den Deutschen hat Tradition, nicht zuletzt dank der Wirtschaftsbeziehungen, die sich von der Tagespolitik nicht so leicht beirren lassen. Obendrein existieren zahlreiche Ehen zwischen Iranern und Deutschen, und viele Jugendliche würden gern in Deutschland studieren.
Monireh (Name geändert) lebt als anmutige, schwarzäugige Jungfrau aus dem feineren Norden Teherans mit 26 Jahren immer noch bei ihren Eltern. Seit ihrem Architekturstudium läßt sie ein Traum nicht mehr los: "Ich möchte zu gern einmal in den Westen reisen und sehen, wie dort gebaut wird." Als ihr Vater das hört, schüttelt er heftig den Kopf. "Wir können unsere unverheiratete Tochter nicht auf Auslandstour schicken. Das würde unseren Ruf bei Verwandten und Nachbarn nachhaltig ruinieren. Das geht nicht", erklärt der Mann mit Nachdruck. "Mit einem Ehemann wäre es kein Problem!"
Monireh könnte darüber glatt verzweifeln. Sie hat nicht einmal einen festen Freund. Und ihre Jugend verfliegt. Auch in die Disco kann sie nicht. Es gibt nämlich keine. Und wie zur Bestätigung ihrer unguten Ahnungen bekam sie eines Tages mit, wie die Polizei ein Liebesnest junger Leute in einer Gartenlaube aushob.
Der iranische Alltag wird vom Tschador geprägt. Vielen aber gilt der schwarze Schleier als rotes Tuch. Als wahres Symbol der Gängelung, noch schlimmer als die Schuluniform in Kindertagen. Jährlich ziehen Tausende Frauen mit zum Revolutionsfest in Teheran. Natürlich mit Tschador. Wer traut sich schon, am Arbeitsplatz als Abweichler zu gelten? Und immerhin - so wird natürlich auch nur hinter vorgehaltener Hand erzählt - winkt jenen, die bei staatlich verordneten Demonstrationen mitmachen, eine Belohnung. Oft gibt es ein gutes Essen, mal springt gar ein neuer Mantel dabei raus.